Um 1900 sprach und schrieb das Bürgertum in Belgien überwiegend Französisch, auch in Ostende. Spilliaert wuchs über der Parfümerie seines Vaters auf, wo Düfte mit klangvollen Namen wie Fleur de la Flandre und Brise d'Ostende verkauft wurden. Auch im Brüsseler Künstlermilieu, zu dem sich Spilliaert ab 1902 zählte, war Französisch die Hauptsprache. Als der junge Spilliaert seinen Werken noch Titel gab, waren diese auf Französisch, wie Solitude, Misère oder Le dernier regard.

Wir wissen aber, dass Spilliaert auch Niederländisch bzw. Flämisch sprach, genauer gesagt die Ostender Mundart, die Sprache der Küste. Freunde wie Floris und Oscar Jespers, Constant Permeke schickten ihm Briefe auf Niederländisch, wobei letzterer auch mal ins Französische verfiel. Welstellende Menschen (Gut situierte Menschen) ist eines der wenigen Werke Spilliaerts mit einem explizit flämischen Titel, vielleicht wollte er damit den volkstümlichen oder kleinbürgerlichen Charakter unterstreichen.

Léon Spilliaert, Welstellende Menschen (Gut situierte Menschen), um 1901, Tusche, laviert, und Bleistift auf Papier, 27,7 x 30 cm. KBR, inv. S. V 73512.
Léon Spilliaert, Solitude (Einsamkeit), 1901, Tusche, Bleistift und Buntstift auf Papier, 24,5 x 32 cm. Privatsammlung, Dauerleihgabe an das Mu.ZEE, inv. B000326. Foto Cedric Verhelst.
Zuletzt aktualisiert: 16-12-2024

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