Kann man jemanden als Maler bezeichnen, der „nur“ 60 Gemälde schuf? Als Künstler arbeitete Spilliaert auf Papier, mit schnellen Medien wie Tusche, Aquarell, Buntstift und Pastell. Er schuf über 4.500 Werke auf Papier, dazu zählen fast alle seiner wichtigsten und bekanntesten Spitzenwerke, ganz ohne Ölfarbe. Dennoch steht auf seinem Grabstein: Kunstschilder. Léon Spilliaert (Maler).
Fünf interessante Fakten über Spilliaert
Ein Maler ohne Gemälde
Ein humorloser Griesgram?
Wer Spilliaerts düstere Werke und intensive psychologische Selbstbildnisse betrachtet, vermutet in deren Erschaffer wohl kaum einen Spaßvogel. In seinen Zwanzigern scheint seine melancholische Art dominiert zu haben. Dennoch lässt sich in mehreren Werken ein gewisser Humor entdecken – von karikierten Ostender Bürgern und singenden Muscheln bis hin zu einem Porträt von Constant Permeke, das dieser allerdings gar nicht komisch fand: Er zertrat es mit seinen Holzschuhen. Spilliaert konnte überdies recht amüsante Geschichten erzählen.
Ein Schüler ohne Meister
Einen richtigen Lehrer hatte Spilliaert nie, und, wie er selbst ausdrücklich betonte, wollte er auch gar keinen haben. Um die Jahrhundertwende verbrachte er drei Monate an der Brügger Kunstakademie. Aber auch ohne akademische Ausbildung, als Autodidakt, lernte er fortwährend – nur waren sich seine Lehrmeister ihrer Rolle wohl kaum bewusst. Spilliaert ließ sich von anderen Künstlern inspirieren, von den Bildern Odilon Redons bei seinem ersten Arbeitgeber in Brüssel, von Ensor in Ostende und den Werken seines Freundes Permeke.
Ein Ostender ohne festen Platz
Bis zu seinem 35. Lebensjahr lebte Spilliaert bei seinen Eltern in der Ostender Altstadt, Kapellestraat 2. Danach zog er jedoch nicht weniger als zehn Mal um. Er wechselte Häuser und Wohnungen in Ostende, suchte aber, auch in Brüssel, genauer gesagt in Molenbeek und Ixelles, nach einer anderen, besseren Bleibe. Meist waren praktische Gründe der Auslöser: Mal stürzte eine Decke ein, mal war das Haus zu düster oder der Klavierunterricht der Tochter zu weit weg. Die Familie Spilliaert zog vorzugsweise im Frühjahr um, normalerweise im Monat Mai!
Ein Künstler ohne Atelier
Spilliaert hatte selten ein richtiges Atelier. Ende 1908, Anfang 1909 mietete er für kurze Zeit ein Atelier am Visserskaai, aber die meiste Zeit seines Lebens arbeitete er in seinem Wohnzimmer: Blumentöpfe, Spiegel und Möbel im Hintergrund seiner Selbstporträts belegen dies. Als Zeichner brauchte er nicht viel: Er arbeitete oft am Esstisch und befestigte sein Zeichenpapier mit vier Reißzwecken auf einem Holzbrett. Seine Arbeitsweise war organisiert und wirkte fast rituell: immer ordentlich gekleidet in dreiteiligem Anzug, alles an einem festen Platz. Da war es sehr praktisch, wenn man nicht mit Ölfarbe und Terpentin rumhantieren musste.
Spilliaert im Rampenlicht
Spilliaerts Leben
Müssen wir Spilliaerts Leben unbedingt in einzelne Episoden unterteilen? Natürlich nicht, aber Spilliaerts sehr persönliche Kunst entwickelte sich parallel zu seiner Entwicklung als Mensch: Die Geschehnisse zeit seines Lebens beeinflussten auch sein Schaffen. Als Autodidakt erlernte er sein Metier während der Arbeit, durch Übung oder das Studium der Werke anderer Künstler. Eine Unterteilung bedeutet nun keineswegs, dass Spilliaert selbst diese Entwicklung wahrnahm oder es klare Zäsuren in seinem Kunstschaffen gäbe.
Spilliaert hielt es nicht lange an ein und demselben Ort: Im Laufe seinem Lebens zog er zehn Mal um. Möchten Sie mehr über die verschiedenen Wohnorte erfahren? Klicken Sie dann die Orte an. Die wichtigsten Personen in seinem Leben finden Sie unter Personen.
Wer war Léon Spilliaert?
- Spilliaert: Maler oder Zeichner?
- Sprach Spilliaert Französisch oder Ostender Mundart?
- War Spilliaert unglücklich?
- Wie viele Werke schuf Spilliaert?
- Besuchte Spilliaert die Kunstakademie?
- Spilliaert: Symbolist, Expressionist, Surrealist …?
- Warum malte Spilliaert so viele Selbstporträts?
- Unterstützten Spilliaerts Eltern seine künstlerischen Ambitionen?
- War Spilliaert mit „seinem“ Ostende tief verwurzelt?
Spilliaert in Ostende
Léon Spilliaerts Leben und seine Kunst sind untrennbar mit seiner Heimatstadt Ostende verbunden. Als Künstler brachte er seine ganz persönliche Sicht auf das Meer, die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu Papier. Außerdem lebte und arbeitete er dort den Großteil seines Lebens. Entdecken Sie, wo überall in Ostende „Spilliaert“ steckt.
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Stöbern Sie durch die bedeutsamste Spilliaert-Sammlung der Welt im Mu.ZEE in Ostende.
Auf einem Spaziergang mit Spilliaert in seiner Heimatstadt Ostende
Lernen Sie bei einem digitalen Spaziergang alle Facetten des Malers Léon Spilliaert und seine Beziehungen zu Künstlern wie Permeke und Ensor kennen.